Eine Genussfreundin in Schottland und das Geheimnis von Haggis
Ein Kurztrip nach Schottland, um das Geheimnis von Haggis zu lüften.
Dieses Mal führt mich ein kurzer privater Termin an die Westküste Schottlands. Ich bin zum dritten Mal hier. Dieses Jahr habe ich mich für ein Bed & Breakfast in Prestwick entschieden. Peter heißt mich herzlich willkommen. Schon am Abend soll ich mich für mein morgiges Frühstück entscheiden und natürlich ist Haggis auf der Karte. Er fragt mich, ob ich mutig genug bin, Haggis zum Frühstück zu probieren. “Be brave! Go for it!”, lacht er doch etwas schadenfreudig. Ich möchte mich am ersten Morgen lieber mit Black Pudding auf das Abenteuer einstimmen. Es scheint mir doch das kleinere Übel zu sein. Black Pudding ist eine Art Blutwurst, die mit Getreide angereichert wird. Frisches Schweineblut wird mit den Zutaten und reichlich Gewürzen in einer Auflaufform im Ofen in einem Wasserbad pochiert. Das hört sich für mich schon schlimm an, aber ich bin positiv überrascht…. Ich esse tatsächlich auf! Und Peter ist zufrieden.
Am Abend belohne ich meinen Mut mit Fish & Chips. Klassisch zubereitet und sehr lecker. Beim Lesen der Speisekarte muss ich feststellen, dass Haggis hier überall zum Einsatz kommt, nicht nur beim Frühstück. Als Beilage, im Hamburger und Sandwich. Also so schlecht kann es dann doch nicht schmecken, oder…?!
Freudig werde ich am Abend wieder von Peter mit einem “Be brave!” empfangen. Ich entscheide mich für den Haggis und er versichert mir, dass sich Marilyn, seine Frau, viel Mühe geben wird mit der Zubereitung. Am Morgen gehe ich mit einem etwas mulmigen Gefühl zum Frühstück. Der Tisch ist wieder sehr liebevoll gedeckt. Ich bin tatsächlich etwas aufgeregt. Meine Genussfreundin hat mir auch schon neugierig einige SMS geschickt. Außerdem hält sie mich für verrückt. Ich habe das Gefühl, dass Peter sich am meisten freut und seine Schadenfreude nicht verbergen kann. Er möchte mir Mut zusprechen: “Denke einfach nicht darüber nach, was drin ist!” Ich weiß es aber leider schon….. Schottischer Schafsmagen! Und die Füllung hat es in sich: alle Schlachtabfälle werden verwendet. Herz, Leber, Lunge, Nierenfett. Das ganze wird mit Zwiebeln und Hafermehl vermengt und sehr scharf mit Pfeffer gewürzt. Ich meine auch Majoran rauszuschmecken. Und wieder bin ich positiv überrascht. Peter ist ist sehr stolz auf mich und fragt, ob ich einen Nachschlag haben möchte…. Dieses Mal lieber nicht, aber ich komme wieder wegen Peters Gastfreundschaft und vielleicht bin ich dann auch wieder mutig!